Tier des Monats: Quallen

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© WWF Canon: Leuchtqualle

 

Achtung: Meergespenster!

Quallen gibt es schon seit rund einer halben Milliarde Jahren auf der Erde – länger als Amphibien, Reptilien und Säugetiere. Damit sind sie eine der erfolgreichsten Tiergruppen der Erdgeschichte.

Quallen aus wie Gespenster mit langen Nachthemden oder wie durchsichtige Pilze. Sie bewegen sich meist in Zeitlupe durchs Meer und wirken wie Zeitreisende aus einer anderen Welt.

Quallen geben keine Geräusche von sich, man kann sie nicht streicheln und sie haben noch nicht einmal ein Gesicht. Wie ein durchsichtiger Wackelpudding sehen sie aus – vor allem, wenn wir sie tot angeschwemmt am Strand finden.

Und du kriegst ein komisches Gefühl, wenn du sie beim Baden im Meer berührst. Manche, wie die Feuerqualle, können dabei sogar richtig wehtun. In tropischen Gewässern gibt es sogar giftige Quallen, die Menschen töten können (mehr dazu liest du weiter unten).

Aus diesen Gründen finden viele von uns diese Glibbertiere nicht sehr sympathisch, manche sogar ausgesprochen eklig. Das ist schade. Denn zum einen sind die allermeisten Quallen völlig harmlos. Zum anderen sind es faszinierende und wunderschöne Tiere mit einer sehr spannenden Lebensweise.

Schwimmende Puddingteilchen

Es gibt heute etwa 9.000 Quallenarten. Einige sind nur millimeterkleine „Geleezwerge“, andere wahre „Glibberriesen“ – wie die Nomura-Qualle: Sie wird bis zu zwei Meter groß, 200 Kilogramm schwer und trägt bis zu fünf Meter lange Tentakel.

Quallen haben weder Gehirn, noch Herz, Blut oder Knochen. Sie bestehen zu 98 Prozent aus Wasser sowie aus Eiweißen und Zucker. Alles zusammen bildet einen mehr oder weniger festen Gelee, der von zwei dünnen Zellschichten zusammengehalten wird. Eine kleidet innen den Magen aus, die andere geht außen über den ganzen Körper. Bewegt und reagiert wird mit einem Netz von Nervenzellen, das sich über den ganzen Glibberkörper verteilt.

Nie ohne Schirm!

Jede Qualle hat einen Schirm aus Gelee. Er kann alle möglichen Formen haben: Teller, Glocke, Pilz oder Würfel. Mit dem Schirm kann die Qualle schwimmen. Und zwar mit Rückstoß: Wenn sie den Schirm zusammenzieht, wird ruckartig Wasser aus ihrem Körper ausgestoßen und sie kommt ein gutes Stück voran. Quallen lassen sich aber am liebsten ganz cool von der Strömung treiben.

Explosive Giftschleudern

Aus dem Schirm der Qualle hängen lange Tentakel. Auf diesen Tentakeln sitzen bei vielen Arten Tausende winziger Nesselkapseln mit Giftschlauch und Leine. Werden sie berührt, explodieren sie: Wie mit der Harpune geschossen sausen kleine Giftpfeile durchs Wasser und durchschlagen die Haut der Beute. 

Dann strömt aus dem anhängenden Nesselfaden ein lähmendes Gift ins Blut des Opfers. Damit erlegen Quallen winzige Tierchen wie Wasserflöhe, manche sogar größere Fische. Die Nesselzellen schützen die Quallen auch vor Feinden.

Die gefährlichsten Quallen

So explosiv giftig ist zum Beispiel die Portugiesische Galeere. Sie ist eine 30 Zentimeter große Kolonie von Quallenpolypen, die bis zu 50 Meter lange Fangtentakel hinter sich her ziehen! 

Die berüchtigte Seewespe ist das weltgiftigste Tier! Sie lebt vor Australien und in Teilen Südostasiens. Sie wird so groß wie ein Fußball und hat bis zu vier Meter lange Tentakel. Darin steckt so viel Gift, dass sie damit 60 Menschen töten könnte. 

Seewespe und Portugiesische Galeere sind natürlich nicht aus reiner Bösartigkeit so giftig geworden: Mit ihrem Gift fangen sie Fische.

So entstehen Quallenbabys

Quallenmännchen und Quallenweibchen lassen einfach Samen und Eizellen ins Wasser, wo sie zu Larven verschmelzen. Die wachsen dann zu millimeterkleinen Schläuchen heran, den so genannten Polypen. Die schnüren dann von ihrem Körper kleine Knospen oder Scheiben ab. Diese treiben dann als „Babyquallen“ frei durchs Wasser und wachsen langsam zu den großen, schirmförmigen Quallen, den Medusen, heran. Und die lassen dann wieder Eier und Samen ins Wasser für die nächste Generation Larven.

Unsere Quallen in Nord- und Ostsee

Am häufigsten an unseren Küsten ist die Ohrenqualle mit 30 Zentimeter großem Schirm. Sie hat nur am Schirmrand Tentakeln, die kaum nesseln. Die Feuerqualle oder Gelbe Haarqualle hat einen bis zu einen Meter großen Schirm und mehrere Meter lange, oft unsichtbare Tentakel. Wenn man sie berührt, öffnen sich die Giftkapseln. Die Haut wird rot und fängt an zu brennen. Genauso wie bei einer Berührung mit der 20 Zentimeter großen Blauen Nesselqualle.